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DIW-Direktor Fratzscher: "Die neue Bundesregierung sollte frühzeitig und sehr klar kommunizieren, dass Wirtschaftshilfen auch 2022 zur Verfügung stehen werden." © DIW Berlin / B. Dietl / TRD Press Group

Marcel Fratzscher: „Die Wirtschaft fährt Achterbahn“

(TRD/WID) Corona hat die Wirtschaft weiterhin im Würgegriff. Marcel Fratzscher, Direktor des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, prognostiziert einen Schlingerkurs. „Wir müssen uns auf ein sehr schwieriges Jahr 2022 einstellen“, stellt Fratzscher klar. „Das größte Risiko ist und bleibt die Pandemie.“

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Man müsse sich zumindest für die Wirtschaft auf ein weiteres Jahr Achterbahnfahrt einstellen – es werde ein Auf und Ab geben, unerwartete Wendungen, Hoffnungsschimmer und auch Rückschläge. Fratscher: „Die Wirtschaftsprognosen der vergangenen zwei Jahre lagen fast immer völlig daneben, mal waren sie viel zu pessimistisch, dann wieder zu optimistisch.“

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Auch für 2022 seien die meisten Vorhersagen enorm optimistisch. Man sei bis vor einigen Wochen für Deutschland und Europa noch von einem Wirtschaftswachstum von mehr als vier Prozent ausgegangen und für die Weltwirtschaft von mehr als fünf Prozent. „Das wäre ein so starkes Wachstum, wie wir es seit der Erholung nach der globalen Finanzkrise seit 2010 nicht mehr gesehen haben.“

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Dieser Optimismus sei zum Teil der Blindheit der ökonomischen Modelle geschuldet. Sie gingen davon aus, dass die Wirtschaft perspektivisch wieder alle Potenziale – also alle verfügbaren Arbeitskräfte, Finanzmittel und die Produktionskapazitäten der Unternehmen – voll ausschöpfe. „Es gibt zwar auch konkrete Gründe für diesen Optimismus: Die Auftragsbücher der Unternehmen sind übervoll, die Finanzierungsbedingungen für Investitionen bleiben extrem günstig.“

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Diesem Optimismus stehe aber eine gehörige Portion Skepsis gegenüber – ganz nach Murphys Gesetz: „Wenn etwas schiefgehen kann, dann wird es schiefgehen.“ Denn es gebe für das neue Jahr so viele unterschiedliche Risiken, die die wirtschaftliche Erholung bremsen oder gar entgleisen lassen könnten, dass zumindest eines davon mit hoher Wahrscheinlichkeit eintreten werde.

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Wenn die 2022 nicht endgültig unter Kontrolle gebracht werden könne – und zwar nicht nur in Deutschland und Europa, sondern weltweit -, dann würden unweigerlich neue wirtschaftliche Verwerfungen drohen. Das könne etwa bei den globalen Lieferketten der Fall sein oder auch mit Blick auf die Konsumnachfrage, da Menschen in Zeiten solcher Unsicherheit ihr Geld lieber auf die hohe Kante legten, so Fratscher.

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Die Politik kann mehr tun als beten und hoffen. Die neue Bundesregierung sollte frühzeitig und sehr klar kommunizieren, dass Wirtschaftshilfen – vom Kurzarbeitergeld bis hin zu den Überbrückungshilfen – auch 2022 zur Verfügung stehen werden, um Unternehmen und Beschäftigte zu schützen.

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Die neue Bundesregierung müsse schnell und entschieden die Weichen für einen wirtschaftlichen Neustart stellen. „Natürlich ist die Bekämpfung der Pandemie das dringendste Problem, dennoch sollte die Politik einen langfristigen Weg aufzeigen, wie die deutsche Wirtschaft und die Unternehmen den Klimaschutz und die digitale Transformation als Chance nutzen können.“

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Auch die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank und anderer Notenbanken werde wohl weiterhin vergleichsweise expansiv bleiben. „Das Risiko der Inflation könnte einigen der Notenbanken einen Spagat abverlangen und vor die Entscheidung stellen, ob man nun einer erhöhten Inflation oder einer schwächeren Wirtschaft mehr Gewicht geben soll.“ Die Chancen stünden jedoch gut, dass die Inflation in Europa 2022 deutlich zurückgehen werde und weitere Unterstützung für den Konsum schaffe.

© Global Press Nachrichtenagentur und Informationsdienste KG (glp) / TRD Wirtschaft und Soziales
Redakteur: Lars Wallerang

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