TRD Pressedienst – Wirtschaft & Logistik
Die „Neue Seidenstraße“ (Belt and Road Initiative, BRI) gewinnt nach Jahren geopolitischer Unsicherheit wieder an Fahrt. Während Kulturprojekte in Italien und China die historische Dimension betonen, zeigt sich in Deutschland ein klarer wirtschaftlicher Trend: Wilhelmshaven etabliert sich als neuer europäischer Knotenpunkt.
Direktverbindung nach China: Der JadeWeserPort verfügt seit 2025 über eine feste Linie nach Ningbo, Chinas größtem Umschlaghafen. Damit entsteht erstmals eine direkte maritime Brücke zwischen Norddeutschland und Ostasien.
Transportvolumen steigt: 2024 wurden über die schienengestützte Seidenstraße mehr als 380.000 TEU Container bewegt – ein Plus gegenüber den Vorjahren.
Strategische Bedeutung: Experten sehen Wilhelmshaven als „Gamechanger“ für den europäischen Handel. Hamburg bleibt wichtig, doch die neue Route verschiebt Gewichte in der deutschen Hafenlandschaft.
Investitionsrahmen: China investiert weiterhin Milliarden in Infrastrukturprojekte entlang der Seidenstraße. Laut DB Cargo soll das Netzwerk langfristig über 70 Länder und 4,5 Milliarden Menschen verbinden.
Auswirkungen auf Europa
Neue Handelsströme: Bahnverbindungen verkürzen Transportzeiten auf 12–16 Tage – schneller als Seefracht, günstiger als Luftfracht.
Logistikzentren im Fokus: Duisburg als größter Binnenhafen Europas und Wilhelmshaven als Tiefwasserhafen gewinnen massiv an Bedeutung.
Ungleichgewichte: Osteuropa und der Balkan geraten stärker in chinesische Abhängigkeit, während Westeuropa von neuen Exportwegen profitiert.
EU-Gegenstrategie: Mit dem Global Gateway-Programm versucht die EU, eine nachhaltige Alternative zu schaffen – bislang jedoch weniger koordiniert und mit geringerer Reichweite.
US-Perspektive
Geopolitische Konkurrenz: Washington sieht die Seidenstraße als strategisches Machtinstrument Chinas, das amerikanische Interessen untergräbt.
Fall Panama: Anfang 2025 zog sich Panama unter US-Druck aus der Initiative zurück – ein Signal für die Einflussnahme der USA.
Dollar-Dominanz: Neue Bahnverbindungen wie Xi’an–Teheran umgehen US-Sanktionsregime und schwächen die Rolle des US-Dollars im Welthandel.
Kritik an Abhängigkeit: Die US-Regierung warnt, dass die Seidenstraße Staaten in finanzielle und politische Abhängigkeit von Peking treibt.
Einordnung für die deutsche Wirtschaft
Die Entwicklung zeigt: Die Seidenstraße ist nicht nur ein geopolitisches Projekt, sondern zunehmend ein praktisches Logistiknetzwerk mit direkter Wirkung auf deutsche Häfen und Unternehmen. Für die Exportnation Deutschland bedeutet dies kürzere Wege, neue Märkte – aber auch wachsende Abhängigkeit von chinesischen Investitionen und ein Spannungsfeld zwischen Brüssel, Washington und Peking.
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